Die 50er Jahre
Rock `n & Roll, Petticoats, Motorroller, Jukebox, Eisdiele ...
So schick sehen die Fünfziger Jahre für die Meisten im Fernblick aus:
Zierliche Polstersessel in Schalenform auf Metall-
oder Buchenholzbeinchen begleitet von Nierentischen
oder Dreieckstischen in
allen Größen und Höhen, geschwungene Daybeds, futuristisch moderne Möbel in Ahorn und Nussbaum,
große Pflanzen auf zierlichen Blumenhocker
und alles in schönen Pastellfarben...
Bis auf den günstigen Blumenhocker
und die aufregendere Variante der Blumenetagere,
die beide recht großen Anklang in der Käuferschar fanden, war dieser angeworbene Geschmack zu futuristisch.
Übrigens, die grafischen Muster in fliederrosa-schwarz setzten sich erst beim 50s Revival in den 80er
Jahren durch.
Das Bild der zusammengestellten Aussteuer am Anfang der 50er Jahre für 5000.- DM
(- ein Riesenbatzen Geld zu dieser Zeit!) zeigt die Sehnsucht nach dem Beständigen:
Das Holzbuffet mit den abgerundeten Seiten und Schubladen wurde in dieser Form schon
in den 30er Jahren hergestellt, ebenso der dunkle halbhohe Schrank, der Küchentisch
mit Linoleumbelag, die Hängelampen
mit fester Gewindestange...
alles von guter, beständiger Qualität, aber
nichts, was dem heutigen "bonbonfarbenen"
Bild der 50er entspricht.
Buffetschränke für die übliche, große Wohnküche waren schon in den 30er Jahren
schwer und wuchtig gebaut worden - wie für die Ewigkeit! Gerne mit fruchtigem Schnitzdekor versehen.
Dazu gehörte eine Schrankuhr, die passend zum Schrank hergestellt und gewählt wurde.
Anfang der 50er wurde noch im alten Stile gerne weiter gebaut und eingerichtet - solide und gutbürgerlich.
Im Laufe der Jahre wurde dazu ergänzt - wie hier zum Beispiel die allseits beliebten
Eckschränke,
praktisch eine Ecke ausfüllend boten sie Stauraum und eine große Fläche für Röhrenradios
oder Fernseher ...
Der Küchentraum der 50er Jahre in Bonbonfarbe von TIELSA - eine geschlossenen Front
mit den praktischen, pflegeleichten RESOPAL- Oberflächen
in weiß, lichtgrau, hellgelb, babyblau und knallrot bzw. rosa. Beworben wurde
diese Küche bis weit in die 60er hinein mit dem Werbespruch: "Die Küche, die nichts übelnimmt".
Üblich in den meisten Küchen der 50er Jahre war ein Nebeneinander
von einzelstehenden Schränken mit Herd und Spüle, die in modernerer
Ansicht nicht nur unhygienisch, sondern auch für die kluge Hausfrau zeitraubend
durch die erhöhten Laufwege war. Nur wenige Leute leisteten sich solch eine moderne "Frankfurter Küche"
mit Dunstabzugshaube (!) - die meisten erst viel später in den 60er/70er Jahren.
Leichte Stühle mit abwaschbarem Vinylbezug auf Metallgestell sowie praktisches Plastikgeschirr
und die JUPITER Wandwaage waren günstig und beliebt.
Man blieb
beim Alten: Geschwungene Sitzmöbel in Grau-Beige-Altrosa, wobei die Couch auch als
Gästebett fungierte, ein bedeckt gemusterter Perser, der ja eine Geldanlage war, und dezent geblümte
Vorhänge zur Auflockerung. Zur Couch gab es meist keinen filigranen Nierentisch,
nein, ein großer Couchtisch, der in der Höhe mit einer
Kurbel verstellbar war, wurde meist als Esstisch für die große Runde benutzt.
Sehr beliebt waren die kleinen Cocktailsessel,
ob in Veloursamt oder robustem Bouclestoff ...
... die zierlichen Sesselchen passten in jedes noch so kleine Zimmer.
Hier sind sie mit einem Gästebett-Couch, einem schick geschwungenem Nierentisch, einer
typischen Tütenstehlampe
und einem Röhrenradio auf Phonoschrank kombiniert.
Heute sammelnswerte Dinge die einen ganz eigenständigen Stil zeigen, jedoch war diese Einrichtung
schon in den 50er Jahren als zu plüschig, zu kitschig, ja zu verspielt verschrien:
Der moderne 50er Jahre Entwurf - in Nordeuropa
und Amerika durchgesetzt, wurde nur schleppend in Deutschland wahrgenommen.
Leichte halbhohe Schränke,
teils als Vitrine, teils als Sekretär nutzbar, filigrane Ohrensessel
mit schön geschwungenen Armlehnen anstatt einer monströsen Polsterlandschaft
und ein geräumiger Essbereich anstatt Essen auf angehobener Couchtischhöhe in der Sofalandschaft.
Nichts Verspieltes, sondern geradliniges Design mit höchstens
gestreiftem oder zart kariertem Muster.
Kleine Regale für Bücher und Stehrümchen wie z.B. von STRING waren sehr beliebt über lange Zeit.
Die kleinen Nischenfüller fanden auch über die beliebten Musiktruhen mit Röhrenradio Platz.
Radios waren noch in den 50er Jahren der Mittelpunkt des Wohnzimmers, um die die
Ohrensessel gestellt wurden. Die Musiktruhe
mit Röhrenradio
und Plattenspieler war eine Luxus-Anschaffung in den 50er Jahren ...
... aber für die Party zuhause ein unbedingtes Muss. Alles drehte sich um Cocktails
- in Cocktailkleidern eine Bowle süppelnd, sich aus diversen Schälchen und
Brezelhaltern Knabbereien angelnd und dazu fetzige Schlager in Hula-Hawaii oder Twist
anhörend.
Auf der INTERBAU 1957 wurde der moderne Einrichtungsstil - die "nordische Linie"
eingeführt: Entworfen von skandinavischen Designern - hier Alvar Aalto -
zeigten die Musterwohnungen einen eher nüchternen, an das Bauhaus erinnernden Stil,
gerne kombiniert mit den schlicht funktionalen BRAUN Geräten (hier eine
Radio-Phonokombination in Ahorn, PK-G 3).
Die "nordische Linie" oder der "Midcentury Style" wurde in den 60er Jahren der meist propagierteste Einrichtungsstil -
seine Designentwürfe sind bis heute äußerst beliebt und begehrt ...
zu den 60er Jahren
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